Wie wird aus einem Krankenhaus ein Haus zum Gesunden?
Angst und Stressfaktoren wirken sich negativ auf den Menschen aus und behindern den Genesungsprozess. Mit einer wirksamen Raumgestaltung setzt man positive Akzente und Impulse zur Heilung!
Die wesentlichen Ziele für die Gestaltung sind aus den Bedürfnissen der Patienten abgeleitet:
- Sicherheit gewährleisten
- Geborgenheit schaffen
- Privatheit ermöglichen
- Orientierung, örtlich und mental anbieten
- Anregung und Stimulation geben
- Selbstbestimmtheit und Kontrolle zulassen
- Soziale Kontakte fördern
Werden diese Punkte in den Gestaltungen- und Funktionskonzepten berücksichtigt, erhalten die Patienten das notwendige positive Grundgefühl und die Sicherheit um sich auf ihre erfolgreiche Genesung konzentrieren zu können.
Der Patient steht im Mittelpunkt des Neubaus des Krankenhauses Bethanien in Moers.
- Historie
- Gründung der Stiftung 1852
- Eröffnung des Krankenhauses 1856
- Inbetriebnahme des 1. OPs 1901
- 1949 100 Betten
- …
- 2020 Grundsteinlegung für den Neubau Bettenhaus „W“
- 2022 am 4. Juli eröffnet Wahlleistungshaus mit 100 Betten
Das gestalterische Konzept
„Das Patientenerlebnis steht im Mittelpunkt der Gestaltung des Neubaus. Es nimmt die Bedürfnisse der Patienten ernst, setzt Impulse und begleitet sie gefühlvoll auf ihrem Genesungsprozess. Ganz im Sinne des Healing Designs.“
Das gestalterische Gesamtkonzept des Hauses beruht auf einem Leitmotiv mit seinen blassen Himmelstönen, zeigt atmosphärische Weite, eine weiche, schwebende Farbwelt mit runden, geschwungenen Formen und mit zarten Akzentfarben von Gelb, über Coral bis Türkis. Alles in einem Bild vereint. Die Akzentfarben werden zu den Leitfarben der Etagen. Die geschwungenen und runden Formen kennzeichnen die Bereiche der Patientenzimmer und des Aufenthaltes. Im Gegensatz dazu werden Wegezonen mit richtungsweisenden, linearen Formen gestaltet.
2 Welten: Rückzug und Öffentlichkeit
2 atmosphärische Welten sind entstanden. Die eine ermöglicht den Rückzug des Patienten und folgt dem Bedürfnis nach Ruhe und Privatheit und die Zweite gibt die Möglichkeit am Leben und der Gemeinschaft teilzunehmen.
Rückzug: Das Patientenzimmer
Aus dem Vorflur heraus, umgeben von einem abgetönten Beige, öffnet sich das Zimmer in einem warmen, weichen Grundton. Der bodenständige Holzton der Möbeloberflächen gibt Sicherheit und Halt und definiert mit einem Tor am Kopfende des Bettes einen persönlichen Ort im Raum. Das Leitmotiv als Bettrückwand innerhalb des Torrahmens weitet den Raum, wirkt luftig und frisch. Erst mit dem 2. Eindruck, entdeckt man verschieden Texturen, nimmt vielfältigen Oberflächen wahr, die unterschiedliche Glanzgrade der Materialien und die haptischen
Besonderheiten, wie die samtige Oberfläche der Türgriffe und Badezimmeraccessoires setzen Sinnesreize. Mit der Zeit entdeckt man weitere Details wie den runden Ausblick im Deckenbereich des eigenen Bettes und Formen, die die Sonne, die im Tagesverlauf durch ein coralfarbenes Fensterornament scheint, durch das Zimmer wandern lässt. Vom Bett aus zu steuernde Lichtszenarien geben die Möglichkeit nach persönlichem Empfinden eine angenehme Lichtstimmung zu wählen. Die ausgewogene Gestaltung und die Möglichkeit zur persönlichen Verortung im Raum bewirken ein Wohlgefühl, strahlen Ruhe aus und vermitteln Zuversicht.
Öffentlichkeit: Der gemeinschaftliche Bereich
Die zweite Welt bietet die Möglichkeit, sich aus der sicheren Privatheit in den öffentlichen Raum zu bewegen. In den Flurzonen und der organisatorischen Mitte werden die Farben des Leitmotives aufgenommen und zeigen je Etage eine der drei Akzentfarben.
Im Gegensatz zu den weichen und geschwungen Formen der Patientenzimmer und der Aufenthaltsbereiche haben die Flure eine wegweisende Formensprache. Der Neubau ist im Orientierungssystem der Krankenhauses mit dem Buchstaben „W“ bezeichnet. Graphisch wird aus den Linienformationen des Buchstabens eine richtungsweisende Formensprache abgeleitet. Die Pfeilform weist an den Hauptaufzügen als Intarsie im Bodenbelag den Weg zu den Stationen und diese Formensprache begleitet den Patienten und Besucher durch die Flure. Die Zugangstüren zu den Patientenzimmern werden durch beleuchtete Wandpaneele hervorgehoben und geben dem Flur einen Rhythmus der zu der organisatorischen Mitte der Station führt. Der zentrale Platz mit Schwesterndienstplatz, den Zugängen zu den Untersuchungs- und Arztzimmern und der Weg zum Aufenthaltsbereich wird von einer Sitzskulptur umschlossen. Hier wiederholen sich die wegweisenden Zeichen in einer 3dimensionalen Ausprägung. Der Zugang zur Patienten Lounge wird von 2 Bänken mit gefaltenen Rückwänden flankiert.
Patientenlounge
Durch das Tageslicht wird man in den Loungebereich geleitet. Ein großzügiger Buffett-Bereich, Sitzgruppen, Plätze an Tischen mit verschiedenen Sitzqualitäten laden zum Verweilen ein. Hier kann zu allen Mahlzeiten gegessen, Besuch empfangen oder mit den anderen Patienten in Kontakt getreten werden. Große verglaste Flächen mit Blick in den alten Baumbestand lassen das Gefühl entstehen, einen Platz im Park gefunden zu haben. Eine, über die Wandecke gezogene, großflächige und individuell gestaltete Bildtapete spiegelt diesen Eindruck auf der Wand wieder, öffnet den Raum und verbindet sich mit dem Außen. Das Farbkonzept der Ebene verzahnt sich mit der Formensprache zum Thema Verweilen. Die kreisförmigen, schwebenden Kreise aus den Patientenzimmern finden sich hier wieder. Ringleuchten mit direkter und indirekter Beleuchtung nehmen die Form auf. Die Lichtgestaltung mit Lichtvouten und gerichteten Akzenten ermöglicht verschiedene Szenarien. Ein Außenbereich in Form einer Terrasse und 2 Balkonen ermöglicht, an die frische Luft zu treten.
Ein Haus zum Gesunden
Das Haus hat ein Gestaltungskonzept, dass bei hoher Aufenthaltsqualität keine Kompromisse bei der Funktionalität macht. Die Umgebung hat Atmosphäre, die den Patienten wohlwollend umarmt und die bestmögliche Unterstützung bei der Genesung bietet. Unterschiedliche Bereiche geben die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, andere fördern die Kommunikation und Gestaltungselemente regen die Wahrnehmung an. Die harmonische Farbgebung, von der Natur inspiriert, sanfte Texturen mit einer Gestaltungssprache, die Eleganz, Modernität und Wohlgefühl vermittelt, nimmt jeden Menschen mit seinen Bedürfnissen ernst und unterstützt das Gesundwerden.
Ein Ort, der mit Hilfe des Healing Designs ein Gefühl von Geborgenheit, Schutz und Zuversicht ausstrahlt.